Magazine
Nicht jedes gebrauchte Instrument ist eine gute Investition
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
in Zeiten, in denen es mehr und mehr Lieferzeiten auf bestimmte Neuinstrumente gibt, da die Lieferketten nicht so funktionieren wie noch vor Jahren, ist der Markt der gebrauchten Instrumente immer aktiver und zum Teil auch attraktiver geworden. Doch die Problematik bleibt immer dieselbe: Wie kann man bewerten, ob ein gebrauchtes Klavier oder ein gebrauchter Flügel auch wirklich seinen aufgerufenen Gebrauchtpreis wert ist?
Nun, das ist eigentlich dasselbe wie bei anderen langlebigen Gütern. Die hochwertigsten Instrumente von bekannten Herstellern sind auch gebraucht am interessantesten. Doch genau diese sind in der Regel auch teuer, sind sie in einem guten Zustand. Gerade Flügel der Marke Steinway erreichen zum Teil extrem hohe Gebrauchtpreise, da sie gesucht sind.
Doch Achtung: Wenn es versteckte Probleme gibt, die dem Laien nicht direkt auffallen, kann eine Reparatur auch entsprechend teuer werden, da die Teile von Steinway entsprechend den Neuprodukten dieser Marke ebenfalls sehr hochpreisig sind. Wie soll man aber beurteilen, ob die Stimmhaltung gut ist, wenn man das Instrument vielleicht ein oder zweimal angespielt hat und es gestimmt war? Muss ein Stimmstock ausgetauscht werden, da das Instrument sich beständig verstimmt, aber keine weiteren größeren Stimmwirbel mehr eingesetzt werden können, ist das recht aufwendig und teuer. Wer schaut sich zudem genau alle Filze an? Wer weiß denn, ob die Spannung des Resonanzbodens noch gut ist? Und dies sind nur einige Beispiele für mögliche teure Reparaturen.
Auch bei Klavieren gibt es derartig versteckte Bereiche, die man sich genau anschauen sollte, bevor man sich von dem einmal wunderbaren Klang hat überzeugen lassen. Letztendlich gilt es also – wie beim Kauf von anderen Gütern – auch für die gebrauchten Instrumente: Kauft man sie beim Fachhändler, kann man grundsätzlich davon ausgehen, dass er das Instrument durchgesehen und vielleicht auch schon entsprechend überholt hat. Zudem ist der Fachhändler auch gesetzmäßig verpflichtet, eine Garantie zu geben. Einige der Händler, die von der Qualität des Instruments überzeugt sind, geben auch weit mehr Jahre, als sie per Gesetz verpflichtet sind. Zudem ist es gut, wenn der entsprechende Fachhändler eine eigene Werkstatt betreibt, denn dann kann man davon ausgehen, dass er bestimmte Arbeiten selbst vorgenommen hat.
Wer nun denkt, dass dies nur bei hochpreisigen Instrumenten wichtig ist, denkt falsch. Denn letztendlich will man sich doch nicht nach ein oder zwei Jahren schon wieder mit der Suche nach einem für sich genau passenden Instrument beschäftigen. Geht man aufgrund des vielleicht etwas niedrigeren Preises auf das Angebot eines Privatkaufs ein, trägt man selbst auch das volle Risiko, wenn etwas mit dem Instrument nicht in Ordnung ist. Und jeder, der in den vergangenen 24 Monaten Erfahrungen mit Handwerkern gemacht hat, weiß, dass dies dauern kann, da die Handwerkbetriebe alle Hände voll zu tun haben, oder man entsprechend viel zahlt.
Ein Kauf bei einem Fachhändler lohnt sich also in jedem Fall, auch wenn man denkt, dass der Preis vielleicht etwas höher ist, als bei einem privaten Anbieter, selbst wenn dieser einem Rechnungen über Wartungsarbeiten vorlegt. Denn auch in einem Instrument steckt man selbst niemals drin. Zudem sollte ein Instrument, das gebraucht erworben wurde, durch intensives Spiel in den ersten 12 Monaten ausgelotet werden. Denn dann erst weiß man, ob das Instrument das hält, was es beim Kauf versprochen hat.
Und eines ist auch sicher: Es sind nicht immer die Markennamen von heute, die für die Güte eines Instruments sprechen. Oftmals gibt es Angebote von Flügeln ehemaliger Instrumentenhersteller, die nicht mehr existieren, die es sich anzuschauen lohnt!
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -