Das Dämmen des Klangs
Wenn man sich endlich einen Flügel als Objekt der Begierde angeschafft und in den eigenen vier Wänden aufgestellt hat, stehen womöglich schon bald andere kleine Probleme an. Denn: ein Flügel ist nun einmal in der Lage, ein weitaus größeres Klangvolumen zu produzieren, als ein Klavier. Vor allem will man ja eigentlich das Instrument auch einmal öffnen, oder?
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
Wenn man sich endlich einen Flügel als Objekt der Begierde angeschafft und in den eigenen vier Wänden aufgestellt hat, stehen womöglich schon bald andere kleine Probleme an. Denn: ein Flügel ist nun einmal in der Lage, ein weitaus größeres Klangvolumen zu produzieren, als ein Klavier. Vor allem will man ja eigentlich das Instrument auch einmal öffnen, oder?
Doch wer verfügt schon über die Räumlichkeiten, in denen sich der Klang eines Flügels so entfalten kann, dass einem die eigenen Ohren nicht schmerzen, wenn man einmal ein Fortissimo anschlägt? Die Reflexionen in kleineren Räumen sind extrem hoch, werfen den Klang stark auf den Spieler zurück. Und schon schließt man den Deckel des Instruments wieder. Aber eigentlich wird dadurch der Klang nicht wirklich leiser, er wird nur scheinbar gedämpft. Denn die größte Klangabstrahlung erfolgt immer noch nach unten. Wenn man dann keinen Teppichboden unter dem Instrument hat, wird dieser Klang immer noch stark reflektiert. Etliche Untersetzer auf dem Markt sollen dabei helfen, den Schall auf den Boden und damit wahrscheinlich auch über alle Räume im eigenen Haus zu minimieren. Das hilft schon einmal. Aber wenn es dann immer noch zu laut ist, helfen nur Änderungen im Raum selbst. So gibt es flache Elemente, die den Klang schlucken, die man wie Bilder an die Wand hängen kann und mit denen man dann tatsächlich den Klang innerhalb des Raumes steuern also beeinflussen kann, so dass die Reflexionen nicht mehr zu hoch sind. Das fühlt sich weitaus besser an, als wenn man in einem Reflexionsfeld sitzt.
Etwas anderes ist es, wenn die Mitbewohner oder die Nachbarn unter dem Klavierspiel leiden. Viele Pianisten, die am liebsten Tag und Nacht in ihren Wohnungen über und spielen wollen, können davon ein Lied singen. Kaum eine Lösung scheint im Bereich des Nachrüstens wirklich genug Schall nach außen zu absorbieren, um Räume fast schallisoliert zu gestalten. Aber eine Schallschutztür lässt sich schon nachrüsten, auch bestimmte Elemente, die man an die Wände hängt, um den Schalldruck nach außen zu minimieren. Doch am Ende der Bemühungen steht: man muss ein Unternehmen beauftragen, den gesamten Raum bautechnisch mit bestimmten akustischen Dämmmaterialien zu versiegeln. Das kostet Geld. Ist es nicht ein wenig paradox, dass Klavierhersteller beständig damit beschäftigt sind, den Klang des Instruments so perfekt in der Entfaltung seiner Klangentwicklung zu gestalten wie es nur möglich ist.
Dass dann aber doch viele Käufer nochmals damit beschäftigt sind, genau dieses Element wieder einzudämmen?
Nun, eigentlich sollten Klavierfachgeschäfte – neben den schallabsorbierenden Untersetzern für Flügelrollen – sich auch damit beschäftigen, denn für den Endkunden ist die Suche nach einem geeigneten Akustikmaterial oftmals schwierig. Zudem wäre dies ein wirklich interessantes und womöglich gewinnbringendes Service-Thema, dem sich der Handel nicht verschließen sollte. Vor allem nicht in einer Zeit, in der Wohnraum in Ballungszentren immer teurer wird, die Liebhaber aber dennoch nicht auf ein akustisches Instrument verzichten wollen.
Carsten Dürer
Chefredakteur PIANONews