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Ist die Länge oder Höhe wichtig?
Liebe Klavierfreudinnen und Klavierfreunde,
oftmals zählt im Leben ja die Größe oder die Länge, bzw. die Höhe. Ob dies beim Auto der Fall ist oder bei einer Wohnung und einem Haus: Je größer, desto besser, denkt man.
Doch wie sieht das bei einem Flügel oder einem Klavier aus?
Natürlich gibt es große Unterschiede im Klang, wenn ein Flügel länger ist als ein anderer. Doch wenn man es genauer oder auch weitläufiger betrachtet, dann kommt es letztendlich doch auf die Gegebenheiten und auf die Bauweise des Instruments an. Zum einen bestimmt der Raum, in dem ein Instrument stehen soll die angemessene Größe eines solchen. Das gilt für einen Flügel noch mehr als für ein Klavier.
Aber auch in diesem Vergleich gibt es schon immense Unterschiede. Natürlich ist eine Flügelmechanik anders zu spielen und fühlt sich in diesem Spiel anders an, als eine Klaviermechanik. Das ist eine Gegebenheit, die sich auch mit allen von bestimmten Herstellern erdachten Tricks nicht zu ändern vermag.
Doch es gibt hohe Klaviere, die derartig lange Saiten haben, dass sie durchaus den Klang eines kurzen Flügels zu übertreffen imstande sind. Diese meist als „Konzertklaviere“ bezeichneten Instrumente mit einer Höhe über 130 Zentimeter sind nicht wirklich im Klangvolumen famos. Ein Stutzflügel von der Gesamtlänge unter 160 Zentimetern ist dagegen oftmals diesen Konzertklavieren unterlegen, da es sich natürlich nur um die Gesamtlänge handelt. Oftmals sind die Saitenlängen in diesen kleinen Flügeln kürzer als die in den großen Klavieren. Wenn man den Klang solcher Instrumente dann vergleicht, ist man oftmals über das Volumen im Klang der Klaviere erstaunt. Und dennoch benötigen sie weniger Platz als ein Stutzflügel. Aber sie können dennoch überdimensioniert sein, wenn der Raum, in dem sie stehen, zu klein für das Klangvolumen ist.
Genau das ist es, worauf es auch ankommt. Wo soll das Instrument stehen? Es gibt Konzertpianisten, die zuhause einen Konzertflügel in einem kleinen Raum aufstellen, da sie denken, dass sie dann immer das Gefühl für den Bühnenauftritt haben. Doch der Klang eines solchen Konzertflügels ist so monströs, dass diese Pianisten dann beginnen mit speziell angefertigten Ohrfiltern zu spielen, damit sie sich nicht ihr Gehör zerstören. Auch in den Überäumen von Musikhochschulen kennt man dieses Phänomen: Dort sitzen die Klavierstudenten dann stundenlang und spielen auf einem Flügel, der für die knappen Quadratmeter in dieses Raumes absolut überdimensioniert ist. Doch diese sind noch jung und müssen dort üben, wo sie ein Instrument zur Verfügung haben.
Wenn man aber als Amateur die Wahl hat, sollte man sich tunlichst genau überlegen, welche ein Instrument man sich in einen bestimmten Raum stellt. Denn letztendlich macht es nur wenig Sinn, wenn man einen Flügel kauft, den man niemals öffnen kann, da der Klang dann einfach so laut wird, dass man es als Spieler kaum erträgt. Lassen Sie sich also nicht davon verleiten ein größeres Instrument zu kaufen, nur da Sie es können. Denken Sie an Ihre Ohren, denken Sie an den Raum, in dem sie gerne musizieren wollen. Dann finden Sie auch die richtige Länge oder die richtige Größe Ihres ganz persönlichen Instruments. Und da ist größer, sprich länger oder höher, nicht immer die beste Wahl.
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -