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Der Lack ist ab
Liebe Klavierlieberinnen und -liebhaber,
es ist kein Beinbruch, doch man ärgert sich sein halbes Leben lang, wenn es passiert: Da fällt einem ein Gegenstand in der Nähe des Instrumentes, des Flügels oder des Klavier, aus der Hand – ein Tablet, ein Glas – man will es noch fangen, doch dann landet es krachend erst an der Kante des Instruments, dann auf dem Boden.
Erst prüft man, ob dar Gegenstand noch funktioniert oder nicht beschädigt ist, doch dann ist die Enttäuschung über diesen Zwischenfall weitaus größer: Am Instrument ist an der Kante der Lack abgesprungen und zudem ist Kratzer an der Seite entstanden. Natürlich ist das mehr als ärgerlich, vor allem bei Instrumenten, die bislang noch keine Beschädigungen aufweisen.
Was kann man tun?
Nun, Lackschäden sind bei einem hochwertigen Instrument natürlich schlimmer als bei einem alten. Aber erst einmal sollte man schauen, wie tief im Lack der Schaden ist. Viele der neueren Instrumente haben etliche Lackschichten. Bei farbigen, also schwarzen und weißen oder andersfarbigen Instrumenten, sind da oftmals mehrere Klarlackschichten über den Polyesterlacken, die die Farben ausmachen.
In der Regel werden diese Polyesterlacke in der Produktion dick aufgetragen, dann abgeschliffen und erst danach mit Klarlack, der den Glanz bringt, überzogen. Wenn nur die Klarlackschicht beschädigt ist, kann man vielleicht noch den Schaden auspolieren. Wenn es tiefer geht und man den Schaden beseitigen will, muss der Fachmann ran. Das kann unter Umständen teuer werden. Denn wie bei einem tiefen Kratzer im Kotflügel eines Autos, muss in diesem Fall wahrscheinlich ein ganzer Bereich des Instruments neu lackiert werden. Das ist natürlich teuer.
Gerade bei mit Klarlack lackierten Furnierinstrumenten kann dies noch aufwendiger werden, wenn das Furnier selbst durch die Tiefe des Schadens beeinflusst ist. Und gerade bei diesen Instrumenten ist es das Optische, was sie auch ausmacht. Doch auch bei schwarz lackierten Instrumenten sind die großen Flächen wie schwarze Spiegel – und dort will man keinen Bruch im „Bild“ haben, wenn das Instrument womöglich auch noch exponiert im Raum steht.
Doch das bedeutet nun nicht, dass alles verloren ist: Der Klavierbaumeister hat in seiner Ausbildung auch gelernt wie man mit den Lacken umgehen muss. Es gibt Polyester-Fülllacke, die recht gut verfließen, und mit denen man dann schadhafte Stellen ausbessern kann. Das ist diffizil und man sollte es nicht selbst versuchen, denn ansonsten hat man das Ergebnis als wenn man einen Kratzer mit einem sogenannten „Autolackstift“ überstreicht: Man sieht den Schaden immer. Das Ergebnis wird vielleicht nicht so wie bei einem neuen Instrument aus der Fabrik daherkommen, aber man hat den Schaden behoben.
Bei älteren Instrumenten ist die Aufarbeitung oftmals einfacher – nicht unbedingt preiswerter. Denn diese Instrumente haben oftmals noch Schelllackpolituren. Diese lassen sich ausbessern und schleifen. Doch das ist nun wirklich eine kräftezehrende Handarbeit – und zudem muss der Klavierbauer sich damit auskennen. In diesem Fall kann man sich auch einmal an ein Unternehmen wenden, das Möbelrestaurierungen durchführt, denn in der Möbelbau-Restauration sind Schelllack-Reparaturen an der Tagesordnung.
Lassen Sie sich nicht davon überzeugen, dass man ein Schalllack-Instrument auch mit einem modernen Lack übersprühen kann. Das sieht in der Regel nicht überzeugend aus, vor allem da dadurch oftmals all die am Gehäuse zu sehenden feinen Applikationen ihre Kontur verlieren.
Also ist es am besten, wenn man ohnehin sehr vorsichtig mit den Oberflächen seines Instruments umgeht – denn dann lassen sich all diese Überlegungen vermeiden.
Carsten Dürer
- Chefredakteur PIANONews -